Die Weiberei geht zu Ende

Sechster November. Die Sonne scheint seit Wochen, wenn sich nicht ein halber Nebeltag dazwischenschiebt, die Temperaturen sind angenehm warm. Kaum ein Tag unter 15 Grad. Immerhin leben wir auf gut 700 Metern über den Meer. Das ist nicht üblich, aber nicht unnormal. In der Natur gibt es kein unnormal.

Ist das ein verlängerter Sommer oder ein besonders schöner Herbst? Ganz gleich, genießen wir es einfach ohne nachzufragen.

Der Gedanke des verlängerten Sommers erinnert mich an den Begriff „Altweibersommer“. Den Begriff kennt jeder, die mutmaßliche Herkunft der Wortfindung nur einige. Damit soll nun Schluss sein. Jeder soll es erfahren … Und wer es noch besser weiß als ich oder ohnehin ein Besserwisser ist darf und soll sich natürlich outen. Die Spinnen haben die Namensfindung beeinflusst. Die Weiber nur zum Teil.

Um sich über größere Entfernungen fortbewegen zu können, haben die Spinnen (zumindest die der Familie Baldachin) die Fähigkeit zu fliegen. Dies machen sie jedoch ohne Flügel. Um dies zu erreichen produzieren sie einen dünnen Spinnfaden. Dieser wird durch die warme Bodenluft nach oben angehoben. Die Spinne „hebt“ sich daran fest und wird so nach oben getrieben und vom Wind fortgetragen. Andere Spinnenarten klettern auf einen hohen Punkt (z. B. einen Baum), spinnen einen Faden und lassen sich „wegpendeln“. Dieser Vorgang wird als „Weiben“ bezeichnet.

Nach Beendigung des Weibens bleibt der Spinnfaden zurück und fällt zu Boden. Gerade im Spätsommer und Herbst fallen diese Fäden besonders auf. Durch Tauanhaftung und die tiefstehende Sonne schimmern sie grau und erinnern mit ein wenig Fantasie an das grau-weiße Haar einer alten Frau. Findige Worterfinder haben aus den Komponenten „später Sommer“ und „graues Haar“ das Wort „Altweibersommer“ erfunden.

Sicherlich nicht wichtig zu wissen. Aber interessant allemal.