Gäfgen – ein Fall, der mir nicht einleuchten mag.

Magnus Gäfgen wurde 2003 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, weil er einen 11jährigen Jungen entführt und anschließend ermordet hatte.  Im Urteil wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt, was bedeutet, dass eine Entlassung aus dem Gefängnis nach 15 Jahren nicht möglich macht.

Bis dahin ist das für mich einleuchtend und auch fair.

Gäfgen hat während seiner Zeit im Gefängnis ein juristisches Staatsexamen abgelegt. Weiterhin hat er ein Buch (Allein mit Gott – der Weg zurück) veröffentlicht. Kurz darauf hat er Insolvenz angemeldet.

Die letzteren Dinge sind mir nicht einleuchtend. Offensichtlich habe ich eine völlig falsche Vorstellung wie sich ein Strafvollzug darstellt.

Im Laufe der früheren Ermittlungen durch die Polizei ging es um den Aufenthaltsort des entführten Jungen. Zu einem Zeitpunkt, in dem Hr. Gäfgen bereits geständig war. Dennoch wollte er den Aufenthaltsort nicht nennen. Es scheint unumstritten, dass – zur Beantwortung dieser Frage – die Polizeibeamten mit „erheblicher Gewalt“ gedroht haben, sollte er den Aufenthaltsort nicht nennen. Gegen dieses Vorgehen klagte Hr. Gäfgen auf Schadensersatz / Schmerzensgeld und es wurden ihm vor ein paar Tagen 3000 EUR zugesprochen.

Selbstverständlich ist der Unmut bei vielen Beobachtern groß. Sie vergleichen „Kindermörder / Entschädigung“ und können das Urteil nicht nachvollziehen.

Mir geht es ebenso. Straf- und Disziplinarverfahren gegen die beteiligten Beamten: Ja. Denn wenngleich der Täter eine fürchterliche und grauenvolle Tat begangen hat, so hat auch er das Recht auf eine faire Verhandlung (und Bestrafung).  Aber dass ihm nunmehr eine Entschädigung zugesprochen wird ist eine Ohrfeige, nein – ein Kinnhaken – vielen Menschen gegenüber. Menschen, die versuchen die Gerichte und deren Entscheidungen zu verstehen – es aber nicht immer können.

Gäfgen ist Insolvenz, seine Schulden sind irgendwann erlassen, er hat ein juristisches Staatsexamen und bereits ein erstes Buch herausgebracht. Sollte er irgendwann aus der Haft entlassen werden, so hat er auch gleich ein kleines Startkapital.

Komisch, aber ich versuche die Zusammenhänge zu verstehen – es will mir nicht gelingen.

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